Publikum feiert Premiere von „De Aukschoonsschoster“ auf der Freilichtbühne Daverden
Quelle: kreiszeitung.de, 14.08.2022
Daverden – Was für eine tolle Stimmung am Samstagabend bei der Freilichtbühne im Daverdener Holz: 250 Gäste waren an diesem herrlichen Sommerabend zur Premiere des plattdeutschen Stückes „De Aukschoonsschoster“ gekommen. Die Blaskapelle des TSV Daverden, zu dem auch die Freilichtbühne gehört, sorgte für die richtige Einstimmung – auch in der Pause. Mit ihrer Spielfreude schaffte es die Theatergruppe scheinbar mühelos, das Publikum mitzunehmen.
Volker Penczek, Leiter der Freilichtbühne, erinnerte daran, dass der TSV Daverden 1920 gegründet wurde. Und da im Verein auch fast schon so lange Theater gespielt wird, suchte Regisseur Fritz Henken nach einem passenden Stück, schließlich spielen die Amateurdarsteller auch schon seit 1950 auf der Freilichtbühne. Man kam auf die Komödie „De Vergantschoster“ aus der Feder von Alma Rogge. 1921 wurde es in Bad Zwischenahn uraufgeführt – genau das richtige Stück für ein 100. Jubiläum also. Die ersten Leseproben hatten schon begonnen – dann kam Corona. Nun wurde das Lustspiel, das Henken zum besseren Verständnis in „De Aukschoonsschoster“ umbenannt hatte, endlich aufgeführt.
Volker Penczek wies auf die Pause hin, in der die Zuschauer Gelegenheit hätten, sich unter anderem an den Buden mit Essen und Trinken zu versorgen. Die besten Voraussetzungen also für zweieinhalb abwechslungsreiche Stunden im Daverdener Holz. Da zehn Schauspielerinnen und Schauspieler in zwölf Rollen schlüpften, war der Klamauk vorprogrammiert. „Alles ole Lüüd, de speelt“, meinte Penczek augenzwinkernd in Anspielung auf das 100-jährige Jubiläum.
Die Geschichte beginnt in der Werkstatt des Schusters, den Jochen Davids aus Cluvenhagen wunderbar verkörperte. Er stand zwar erstmals auf der Freilichtbühne, hat aber langjährige Theatererfahrung bei der Achimer Speeldäl und in Baden. Schnell wird deutlich, dass besagtem Schuster sein Handwerk nicht so wichtig ist – seine wahre Leidenschaft sind Versteigerungen (Vergantungen). Gut, dass er seinen Gesellen Willem hat. Dessen Darsteller Uwe Behrmann war früher bei der Freilichtbühne und gehört zum Ensemble von „Völkser Platt“. Willem hat es auf des Schusters Tochter Guste (Julia Wachtmann) abgesehen und fertigt ihr als kleine Liebeserklärung neue Schuhe an. Doch von solchen Allüren will der Chef nichts wissen, der seinerseits ein rüdes Regiment in seiner Familie führt. Dies wird im Stück gleich zu Beginn durch einen heftigen Streit mit seiner Frau (Heike Schmidt) deutlich. „Hol’ die Schnut, Olle“, raunzt der Schuster sie an. Für doppeltes Gelächter sorgte an dieser Stelle ein spontaner Kommentar aus der zweiten Zuschauerreihe: „Da siehst du mal, wie gut du das hast.“
Für den zweiten Akt wurde die Bühne zum Wirtshaus „Bi Mine“ umgebaut, wo sich der Schuster mit anderen Männern aus dem Dorf zur Versteigerung trifft. Kloppenburg, gespielt von Daverdens neuem Schützenkönig Lars Lorenzen, erzählt von seinem nächtlichen Traum über seinen Besuch an der Himmelspforte, und die anderen Gäste ziehen ordentlich vom Leder. Die Wirtin Mine (Iris Thran) schenkt Bier nach, die Stimmung steigt. Wie vor 100 Jahren: Bier 45 Pfennig, Schluck 30 Pfennig. Im Laufe des Abends kommt es zu handfesten Auseinandersetzungen, die Kloppenburg schlichten muss. Das geht am besten mit Musik. Also stimmen Buntjes (Johann Krüger), Kloppenburg (Lars Lorenzen), Lohmann (Peter Hellwinkel), Timmermann (Michael Jahn), der Knecht (Uwe Klein) und der Bauer (Axel Rode) das bekannte Lied von „Herrn Pastor sin Kauh“ an. Dabei singt das Publikum kräftig mit.
Man ahnt schon, dass der feuchtfröhliche Abend auf eine Katastrophe zusteuert und zum krönenden Abschluss versteigert der Schuster seine Frau. Noch in der Nacht erfährt diese von der Versteigerung und zieht aus. Seine Tochter hatte der Tyrann schon aus dem Haus geschmissen. Zurück in der Schusterwerkstatt, erlebt der Zecher ein böses Erwachen: Frau weg, Tochter weg, nur der Geselle ist noch da, den er im Streit über einen angebrannten Weißkohleintopf auch noch hinauswirft. Als ihm dann auch noch der Gemeindediener (Fritz Henken) eröffnet, dass er pleite ist – denn er hatte an dem Abend auch allerhand nutzloses Zeug ersteigert – wird ihm mit leerem Magen klar, in welch ausweglose Lage er sich gebracht hat. Wie es weitergeht, soll an dieser Stelle aber nicht verraten werden …
Regisseur Fritz Henken hatte ein tolles Team auf der Bühne und hinter den Kulissen zusammengebracht. Souffleuse Sigrid Meyer-Klein brauchte kaum einzugreifen. Dafür hatten die Bühnenbauer um Rolf Rotermundt und Rolf Frenser mehr Arbeit. Auch die Technik mit Edelfried Hennig und Kjell Dygas klappte hervorragend. Und dass die Darsteller in ihren Rollen so überzeugend agierten, war nicht zuletzt den Maskenbildnerinnen Melanie Meyer und Sabine Gerkens zu verdanken.
Ein Besuch der nächsten Vorstellungen am Mittwoch, 17., Freitag, 19., Samstag und Sonntag, 20. und 21., Mittwoch 24., Freitag, 26., sowie Samstag und Sonntag, 27. und 28. August, lohnt sich auf alle Fälle. Hoffentlich spielt auch das Wetter wieder mit.